Durch’s Mühlviertler Hügelland

Nachdem unsere Mühlviertler Radsportfreunde vom RC Putzleinsdorf 2023 das Pielachtal mit dem Rad erkundet hatten und wir einige Rennrad- und MTB-Touren begleiteten (hier gibt’s einen Bericht), fand 2024 ein Gegenbesuch statt. Die Putzleinsdorfer Radkollegen führten uns an zwei Tagen durch ihr Mühlviertel und zeigten uns einige schöne Plätze. Hinzu kam noch die An- und Abreise, denn die fand (überwiegend) auch auf zwei Rädern statt.

16. Mai 2024: Anreise mit Vorsprung

„Der frühe Vogel fängt den Wurm“ – oder fährt bereits zwei Tage vor dem Treffpunkt zu eben diesem. Dafür entscheiden sich drei Radclub-Mitglieder und teilen sich die Anreise auf zwei eher gemütliche Radtage auf. Über Ybbs-Persenbeug geht’s am Donauradweg nach Grein und nach 136 Kilometern ist das Etappenziel Freistadt erreicht.

17. Mai 2024: Anreise mit perfektem Ende

Sehr nass ist es am Morgen des 17. Mai, weshalb sich die drei „Zwei-Tage-Anreisenden“ Alois, Andreas und Karl den ein oder anderen zusätzlichen Kaffee in Freistadt gönnen und so den Regen aussitzen. Gegen Mittag bessert sich das Wetter und über Bad Leonfelden wird auf eher direktem Weg das Etappenziel Lembach anvisiert.

Ein Begleitservice gibt’s ab St. Peter am Wimberg, wo unsere RCP-Radler von einem kleinen Empfangskomitee des RC Putzleinsdorf willkommen geheißen werden. „Hühnergschrei“ gibt’s dann kurz vor Lembach – aber nur in Form einer kleinen Häuseransiedlung, ansonsten bleibt alles ruhig und gesittet.

Nass ist es am Vormittag auch für die zweite RCP-Abordnung, die die Anreise nach Lembach als sportlich ambitionierte Tagestour gestaltet. Wetterbedingt bleiben jedoch nur Gerhard und Klaus übrig, die am Hengstberg ihr Regengewand einem ausgiebigen Funktionstest unterziehen. Weshalb man bei diesen Wetterbedingungen den Umweg über den Hengstberg fahren muss, ist nach wie vor etwas unklar. Eines ist zumindest fix: Die Regenausrüstung „funktioniert“, wie am späteren Abend noch heldenhaft verkündet werden sollte. Nachfolgende Beweisbilder sind vom Hengstberg und vom Donauradweg nach Wallsee.

Mit dem Erreichen der oberösterreichischen Landesgrenze bessert sich auch hier das Wetter. Über Linz und einer kurzen Fährenfahrt bei Obermühl radeln die beiden in Richtung Lembach.

Perfektes Timing

So kommt es, dass beide Gruppen den finalen Anstieg von Obermühl nach Lembach in Angriff nehmen. Ohne jegliche Absprache gibt es auf den letzten Kilometern ein Zusammentreffen, als Gerhard und Klaus auf die bereits fusionierte pielachtaler-putzleinsdorfer Radgruppe auffahren.

Besser hätte man es nicht planen können! So erreichen wir gemeinsam Lembach, wo uns Hans Peer dankenswerterweise ein Quartier organisiert hat. Mit unserem Gepäck-Spediteur Toni sind kurz zuvor auch Josef und Christian im Lembacherhof eingetroffen. Mit einem ersten Junghopfenpils aus Schärding stoßen wir auf die kommenden Radtage an.

18. Mai 2024: Dreisesselberg im Dreiländereck

Das Ziel der ersten gemeinsamen Mühlviertel-Tour mit den Radfreunden des RC Putzleinsdorf ist der Böhmerwald, konkret der Dreisesselberg im Dreiländereck von Deutschland, Tschechien und Österreich. Und so tummeln sich knapp 30 Radfahrer vor dem Lembacherhof, was den interessierten Blicken so mancher Passanten zufolge eher selten vorkommt.

Unter der ortskundigen Führung unserer Freunde vom RC Putzleinsdorf geht‘s durch die reizvolle und idyllische Mühlviertler Landschaft. Über Aigen am Schlägl erreichen wir Schwarzenberg am Böhmerwald, wo wir die Grenze zu Deutschland passieren. In einem weiten Bogen durch den Bayerischen Wald nähern wir uns dem Dreisselberg von Norden, denn hier beginnt die Auffahrt. Auch wenn in dieser Gegend die wirklich hohen Berge fehlen, zieht sich die Auffahrt einigermaßen in die Länge, was man als Ortsunkundiger ursprünglich gar nicht vermuten möchte. Vor allem dann, wenn man damit nicht rechnet. Oder sich nicht über den Dreisesselberg im Vorfeld informiert hat, wie man es etwa hier kann.

Die letzten 200 Meter der Auffahrt sind dann tatsächlich eine Herausforderung. Am Ende des Parkplatzes folgt eine steile, schmale Asphaltstraße, die etwas unterhalb des 1.312 Meter hohen Gipfels endet. Oben angekommen, treibt uns der frische Wind relativ schnell ins Dreisesselhaus, wo wir uns mit einigen Wanderern die wenigen Plätze teilen.

Kühl ist es nach unserer Einkehr im Dreisesselhaus nach wie vor, jedoch scheint mittlerweile die Sonne vom Himmel. Natürlich darf ein Gruppenfoto vor den skurrilen Steinformationen, die dem Berg auch den Namen geben, nicht fehlen. Und bei Sonnenschein sind die folgenden Ausblicke in die weite Landschaft noch „schöner“.

Die Rückfahrt führt uns viele Kilometer entlang der deutsch-österreichsichen Staatsgrenze in Richtung Süden. Passend dazu die Einkehr im Grenzstüberl, wo wir im gemütlichen und sonnigen Gastgarten ein (oder waren’s zwei?) Weißbier einer bayrischen Brauerei genießen.

Nach der Einkehr führen uns die Putzleinsdorfer Guides über herrliche Nebenstraßen nach Pfarrkirchen. Glücklicherweise ist von unserer Seite keiner nach hinten „ausgerissen“, denn dieser wäre in dem Straßenlabyrinth hoffnungslos verloren gegangen …

Jedenfalls erreichen wir alle Pfarrkirchen, das uns dank seiner erhöhten Lage schöne Ausblicke in die Landschaft gewährt. Speziell im Vereinslokal des Golfclubs (kein Witz, den gibt’s tatsächlich) genießen wir einen herrlichen Weitblick in die zum Teil noch schneebedeckten Alpen. Und da wir natürlich auch mit einem gewissen Anstand ausgestattet sind, haben wir den Wirt’n auch etwas „leben“ lassen.

Einen Meter Jause bitte!

Dass sich die Putzleinsdorfer Radkollegen für diesen Tag etwas überlegt haben, war uns auf Grund der abwechslungsreichen Streckenführung und der gemütlichen Zwischenstopps bereits klar. Ein Highlight kulinarischer Natur sollte es aber noch geben, denn auf den verbleibenden Kilometern zurück nach Lembach folgt noch eine weitere Einkehr. Und zwar in der Jausenstation Strass-Häusl, wo uns die Radkollegen vom RC Putzleinsdorf zur einer „Meter-Jause“ einladen. Tatsächlich sind es „zwei“ Ein-Meter-Jausen. Und mit dem Nachschlag des Wirt’n werden es letztendlich eher „drei“ Meter …

Ausreichend gestärkt, rollen wir danach zurück nach Lembach. Wir freuen uns auf Mühlviertel-Tag zwei.

19. Mai 2024: Mühlviertler Hügeltour

Wenn aus Passau Tschechien wird – Versuch einer Rechtfertigung

Tags zuvor und auch noch vor der abendlichen Nachbesprechung im Quartier, war von „Passau“ als Tourenziel für den heutigen Tag die Rede. Der Autor dieser Zeilen sollte an diesem 19. Mai jedoch noch ziemlich verwundert sein, als er während der Tour ein Schild mit „Achtung Staatsgrenze“ sieht – aber nicht die Staatsgrenze nach Deutschland, was bei „Passau“ naheliegend wäre, sondern die Landesgrenze nach Tschechien. Man könnte nun vermuten, dass erwähnter Schreiber bei erwähnter Nachbesprechung nicht (mehr) ganz bei Sinnen war, weil er zu tief ins Glas geschaut hatte. Da muss der Schreiber aber ganz klar widersprechen. Möglicherweise war er jedoch beim wichtigsten „TOP“ des abendlichen Meetings, als es eben wirklich ums Wesentliche ging, gerade am stillen Örtchen oder sonstwo und verpasste damit die Kurskorrektur. Und was soll das ganze Gesülze nun? Es soll nur als Rechtfertigung für den folgenden, eher kurzen Tourenbericht von Tag 2 herhalten. Denn einem Mühlviertel-Novizen, wie es eben auf diesen Schreiberling zutrifft, kann bei dem ständigen Auf und Ab, Links und Rechts schnell schwindlig werden, was in kompletter Orientierungslosigkeit endet. Auch wenn nun GPS-Daten dieses Tages vorliegen – das Straßengewirr des Mühlviertels ist und bleibt ein Irrgarten. Und dann steht man eben statt in Passau plötzlich in Tschechien.

Die Mühl in kleiner und großer Variante

Nach unserem Start in Lembach und einem kurzen Abschnitt entlang der Kleinen Mühl radeln wir nach Altenfelden. Wir passieren Arnreit und nach einigen sehr idyllischen Kilometern entlang der Großen Mühl erreichen wir Haslach an der Mühl.

Nach Haslach an der Mühl hat das lockere Radfahren vorerst ein Ende, denn es folgt ein relativ langer Anstieg über Afiesl nach Guglwald. Viel Wald, viel Gegend – und plötzlich stehen wir an der Staatsgrenze zu Tschechien. Nicht nur zur Überraschung des Schreibers dieser Zeilen, denn wir alle (also die Pielachtaler Abordnung) sind einigermaßen verwundert, dass wir nach gerade einmal 40 Kilometern am Tacho an der tschechischen Grenze stehen.

Mühlviertler Spezialitäten(-tour)

Die Staatsgrenze zu unseren nördlichen Nachbarn überschreiten wir dann doch nicht, sondern wir fahren wieder Richtung Süden. Auf ruhigen Nebenstraßen radeln wir nach Waxenberg, wo wir zur Einkehr einen Zwischenstopp einlegen. Aber nicht in der der sehenswerten Burgruine Waxenberg, sondern in der Hoftaverne Atzmüller. Und ja, die Putzleinsdorfer Radkollegen wissen, wo man sehr gut speisen kann …

Nach den kulinarischen Spezialitäten präsentieren uns die Putzleinsdorfer „Heimat-Herzeiger“ wieder die Mühlviertler Hügellandschaft, denn die Radtour bleibt ein stetes auf und ab. Eine letzte kurze Einkehr folgt in Neufelden, wo wir uns ein ausgezeichnetes Eis gönnen.

Im Vereinslokal des RC Putzleinsdorf lassen wir diesen Radtag gemütlich ausklingen und stoßen mit dem ein oder anderen Getränk auf zwei sehr gelungene Radtouren an.

20. Mai 2024: Heimfahrt am „DRW“

Für die Rückreise ins heimatliche Pielachtal entscheiden wir uns für die eher direkte Strecke über den Donauradweg, kurz DRW. Dies ist gleichzeitig auch die „kürzere“ Strecke, was aber bei 180 zu absolvierenden Kilometern eher eine Vorspielung falscher Tatsachen wäre. Mit Ernst Starlinger und Franz Fuchs begleiten uns auch heute zwei Putzleinsdorfer Radfreunde und mit ihnen setzen wir mit der Fähre auf die rechte Donauseite über.

In Ottensheim knapp vor Linz legen wir eine erste Rast ein und verabschieden uns von unseren Putzleinsdorfer Begleitern Ernst Starlinger und Franz Fuchs. Nicht ahnend, dass es von Franz Fuchs ein Abschied für immer werden sollte, denn er ist völlig unerwartet am 25. September 2024 verstorben. Franz, ruhe in Frieden, wir werden dich stets in guter Erinnerung behalten.

Für uns geht’s weiter am „DRW“, der dank des Werktages sehr angenehm und relativ flott zu befahren ist. Über Linz und nach einer Mittagspause in Mauthausen passieren wir u. a. dieses sehenswerte Mohnfeld:

… sowie Grein an der Donau:

In Ybbs an der Donau verlassen wir die Donau samt Radweg und freuen uns auf die ersten Hügel, denn Radfahren im Flachen kann auch relativ anstrengend sein, wie wir feststellen. Mit etwas Wetterglück erreichen wir Kettenreith, wo wir in Toni’s Bier- und Weinstube auf die gelungene Mühlviertel-Tour anstoßen.

Am Ende haben wir insgesamt 620 Kilometer und 8.200 Höhenmeter absolviert. Wir danken unseren Freunden des RC Putzleinsdorf für die Organisation und natürlich für die zwei interessanten „Insider-Touren“ durch das Mühlviertel.