„Von dahoam auf’n Glockner“

In den kalten Tagen des Winters lässt sich ja bekanntlich recht locker über die ehrgeizigen, teilweise geradezu heldenhaften Vorhaben der kommenden Radsaison philosophieren. Sei es daheim auf der warmen Ofenbank, an der Schank im Gasthaus unseres Clubsponsors Hubert Kalteis oder bei der Anreise zum sonntäglichen Langlaufen am Turmkogel – Ideen sind in der kalten Jahreszeit reichlich vorhanden und der Sommer ist ja auch noch weit genug entfernt.

So oder ähnlich hat es sich auch im Winter 2011/2012 zugetragen, als die verwegene Idee geboren wurde, „von dahoam auf’n Glockner“ zu fahren. Klarerweise mit dem Rad und – richtig – das Ganze an einem Tag. Wer diese glorreiche Idee hatte, lässt sich nicht mehr 100%ig feststellen, genauso wenig die Anzahl der Seiterl Schremser Bier, die für die angeregte Diskussion letztendlich sehr förderlich waren.

Ein neuer Sommer zog wieder ins Land und am Mittwoch, den 15. August 2012 ging es dann tatsächlich auch ans Eingemachte – man(n) will ja auch seinen Mann stellen.

Im Folgenden ein Bericht von Gerhard Trimmel:

„Von dahoam auf’n Glockner“ hieß es natürlich auch für mich. Nachdem ich in Kilb „dahoam“ bin, läutete irgendwann nach 3:00 Uhr der Wecker und kurz nach 4:00 Uhr begann mein Tourtag indem ich über Rametzberg nach Kirchberg radelte. In der Stille und Einsamkeit der Nacht beschäftigte mich zu Beginn vor allem die Frage, ob das Tempo über den „Rametzberg-Hügel“ nicht doch zu hoch sei, wenn ich heute, irgendwann 15 Stunden später auch noch auf einen „richtigen“ Berg fahren will. Aber auch das ging vorbei und kurz vor 5:00 Uhr erreichte ich den Treffpunkt bei der Firma Rottegg. Dort warteten bereits Klaus Hartmann und Gottfried Simhofer. Bald traf auch Josef Rotheneder ein und nachdem er sich noch eine Morgen-Zigarette gegönnt hatte, konnte es endlich losgehen. Als „moralische Unterstützung“ war zusätzlich auch Josef Kaliwoda vor Ort, der uns bis Lunz am See begleiten sollte.

So ging es jedenfalls bei kühlen 7 °C Richtung Frankenfels, die ersten wärmenden Sonnenstrahlen registrierten wir am Grubberg nach Gaming. In Lunz am See überreichte uns Josef Kaliwoda eine kleine aber kräftige Jause, bevor es für ihn wieder zurück nach Kirchberg ging.

Bis nach Hieflau galt es die vielen kleinen Anstiege möglichst kraftsparend zu bewältigen; das folgende Gesäuse bot uns wie immer großartige Blicke auf die senkrechten Felswände. Kurz vor 10:00 Uhr begrüßten uns die Kirchenglocken des Stiftes Admont. Das bereits Wochen vorher besprochene „Frühstücken in Admont“ wurde aber ersatzlos gestrichen, weil es „gerade so gut rollte“. So ging es weiter nach Liezen, wo die nächste „Transfer-Etappe“ durch das lange Ennstal wartete.

Um 13:00 Uhr drückte dann doch der Hunger etwas auf’s Gemüt und gnädigerweise wurde einer Mittagsrast zugestimmt. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns kurz vor Radstadt und hatten etwas über 200 Kilometer absolviert. Das Servier- und Küchenpersonal meinte es dann allzu gut mit uns, indem es uns einiges an zusätzlicher (aber nicht bestellter!) Regenerationszeit spendierte, indem sie sich mit der Bewirtung mehr als genug Zeit ließen.

Über die Wagrainer Höhe ging es nach St. Johann im Pongau und spätestens in Bruck an der Glocknerstraße hatten wir die „verlorene“ Zeit vom Mittagessen wieder aufgeholt, denn das ursprünglich geplante „Cruiser-Tempo“ hatte sich mittlerweile dem gewohnten Tempo in heimischen Gefilden angepasst.

Dann wurde es endgültig ernst, denn die Großglockner Hochalpenstraße stand am Menü. Vorher gab’s aber noch ein anderes Menü, nämlich Kaspressknödelsuppe und Lasagne beim Wildpark Ferleiten – zur Sicherheit sozusagen …

Gestärkt ging es um 18:45 Uhr in den Anstieg. Der Umstand, dass Autofahrer um diese Zeit eine seltene Spezies sind, war natürlich von Vorteil; leichter wurde das Ganze dadurch aber auch nicht, denn spätestens jetzt machten sich die bereits 300 gefahrenen Kilometer bemerkbar. Langsam begann es wieder zu dämmern und nach weiteren 1.400 Höhenmetern erreichten wir um 20:30 Uhr das Fuschertörl. Es folgte eine kurze Abfahrt zum Gasthaus Fuscherlacke, wo wir nach über 12 Stunden Fahrzeit, 315 Kilometern und 4.400 Höhenmetern etwas erschöpft, aber zufrieden von den Rädern stiegen. Ein langer Tourtag mit Start im Dunkeln ging somit auch wieder im Dunkeln zu Ende. 

Etwas gemütlicher verliefen dann die nächsten Etappen, denn unserer Tour war noch nicht zu Ende. Nach weiteren acht Tagen erreichten wir unser endgültiges Ziel in Nizza. Aber das ist eine andere Geschichte …