Panoramabild im Durmitor.

Montenegro: Durch den traumhaften Nationalpark Durmitor

3. Etappe, 15.9.2023: Heute geht’s ins Gebirge, denn mit dem 1.900 Meter hohen Sedlo-Pass passieren wir den höchsten Punkt unserer Montenegro-Reise. Dieser Übergang liegt im Nationalpark Durmitor und die Fahrt durch die steppenartige Hochgebirgslandschaft zählt zweifellos zu jenen Touren, die „man irgendwann mal gefahren sein muss“. Einzigartig!


Am Boden der Realität …

Die landschaftlichen Eindrücke der bisherigen zwei Radtage waren ja schon großartig. Somit sind automatisch auch die Erwartungen gestiegen, wenn man sich am Morgen in den Sattel schwingt. Noch dazu steht ja heute das absolute Highlight der Radreise am Programm: Nämlich die Fahrt durch den Durmitor-Nationalpark.

Damit wir nicht abheben, was ja beim Radfahren selten gut ausgeht (was für ein schlechter Wortwitz …), absolvieren wir am Vormittag rund 60 Transferkilometer bis Pluzine. Die Berge werden immer mächtiger und das Wetter leider auch immer wechselhafter, denn vom nahen Bosnien-Herzegowina drückt es dunkle Regenwolken herein. Pluzine und den Piva-Stausee erreichen wir zwar noch auf trockener Straße, die ersten Regentropfen drücken aber doch etwas auf’s Gemüt. So lernt man die sonnigen Tage zuvor wieder mehr zu schätzen – willkommen am etwas harten (Straßen-)Boden der Realität und vor allem im Nationalpark Durmitor! Denn jetzt geht’s bergauf.

Mit viel Wetterglück in die Mittagspause

Der Anstieg beginnt spektakulär: Wir biegen von der Hauptstraße im Tal ab und wenige Meter später folgt ein erster Tunnel. Eine Stahlbetonröhre und Beleuchtung gibt’s hier natürlich nicht, dafür aber eine Abzweigung! Geradeaus endet der Tunnel, wo man im ersten Moment auch hinfahren würde, jedoch zeigt ein Schild „Durmitor“ nach links in ein finsteres Loch. Ernsthaft? Wir schalten unsere Lichter ein und schauen „um’s Eck“ – ja, da gibt’s Asphalt, das wird wohl richtig sein. So schrauben wir uns auf einer interessanten, kehrenreichen Straße mit einigen Tunnels in die Höhe. Sehr abwechslungsreich, man könnte fast den seit Beginn des Anstieges begonnenen Regen vergessen …

Glücklicherweise wird der Regen immer weniger und nach einer knappen Stunde Bergauffahren erreichen wir das beschauliche Trsa. Ein paar wenige Lichtblicke in der bis vor Kurzem noch dichten Wolkendecke lassen Hoffnung auf Wetterbesserung aufkommen. Zudem trägt auch das Eko Selo Durmitor zur Steigerung der Stimmung bei, denn hier speisen wir vorzüglich. Vor allem unsere Polenta-Esser werden sich ob der servierten Menge an diese Einkehr noch länger erinnern …

Durmitor – gibt’s noch etwas Schöneres?

Es scheint ein neuer Tag zu sein, als wir nach der Mittagspause auf die Räder steigen, denn die Sonne lacht vom mittlerweile wieder blauen Himmel. Dieses Wetterglück nehmen wir gerne an, denn nun wartet auf uns der (vermutlich) schönste Streckenabschnitt der ganzen Montenegro-Reise. Es folgen rund 32 Kilometer durch den Nationalpark Durmitor, wo wir mit dem 1.900 Meter hohen Sedlo-Pass auch den höchsten Punkt unserer Reise erreichen.

Schon auf den ersten Kilometern fasziniert uns die Weite der Landschaft, die wir hier durchfahren:

Doch in Wirklichkeit ist das nur der Auftakt. In den nächsten zwei, drei Stunden erleben wir eine unglaublich schöne Landschaft. Den folgenden Bildern ist auch nichts hinzuzufügen:

„Was die Landschaft hier anbelangt, kommt selbst der erfahrenste Alpenkenner in die Anwendung von Superlativen.“

www.quaeldich.de

Einfach sensationell!

Dieser Nachmittag bzw. die Fahrt durch den Nationalpark Durmitor ist schwer in Worte zu fassen. Die steppenartigen Hochflächen und die Weite der Landschaft sind (möglicherweise) einzigartig in Europa. Das eigentlich Schöne ist, dass es hier „nichts“ gibt – die einzige Infrastruktur ist eine Straße. Keine Liftanlagen, keine Gebäude stören das harmonische Landschaftsbild. Einzig ein Basketballkorb steht verloren am Straßenrand (wie auf einem der Bilder zu sehen ist); für wen und warum auch immer, bleibt offen. Die grandiose, nahezu unberührte Naturlandschaft ist einfach sensationell. Hier mit dem Rad fahren zu dürfen, grenzt fast an ein Privileg; etwas noch Schöneres wird schwer zu finden sein.

Zurück in der Zivilisation

Unsere Etappe endet in Zabljak auf rund 1.400 Metern Höhe, wo wir aufgeteilt auf drei Holzhäuser für die kommenden zwei Nächte Quartier beziehen. Bei einem ausgezeichneten Abendessen in einem nahen Lokal lassen wir diesen großartigen Tag ausklingen. Wieder war’s ein traumhafter Radtag – besser kann’s eigentlich nicht mehr werden. Aber das dachten wir gestern auch schon …