Gruppe von Radfahrern, im Hintergrund ein Zulauf des Skadarsees.

Montenegro: Großartige Auftakttour in die Bucht von Kotor

1. Etappe, 13.9.2023: Unsere Radreise durch Montenegro beginnt mit einer wunderbaren ersten Tour. Zuerst genießen wir das Naturparadies Skadarsee, dann folgt die Gipfelexpedition auf den Jezerski Vrh inklusive wunderbarer Ausblicke und als Finale eine grandiose Abfahrt in die fjordartige Bucht von Kotor. Weltklasse!


Willkommen am Balkan!

Radetappe eins, Reisetag zwei – ein kurzer Rückblick: Gestern war nicht nur Anreisetag, sondern auch gleich Übernahme der Mieträder und des Begleitbusses. Dass es am Balkan generell etwas entspannter zugeht als es der (meistens) gestresste und durchorganisierte Mitteleuropäer gewohnt ist, haben wir gestern schon zur Kenntnis nehmen müssen, denn der Vermieter traf rund eine Stunde später als vereinbart ein. War uns aber in Wirklichkeit egal, denn die neue Pool-Anlage unseres Quartiers wurde von uns einem ausgiebigen Praxistest unterzogen. Zudem hatte der nette Vermieter einige Gerstensaftgetränke einer lokalen Brauerei eingekühlt, die wir ebenfalls testeten. Das sehr positive Testurteil schlug sich in einer weiteren Getränkerunde nieder. Und dann kam glücklicherweise auch unser Rad- und Busvermieter …

Zur berühmtesten Flussschlinge Montenegros

Somit sind wir am zweiten Tag startklar zur ersten Radtour. Und diese soll gleich ein erstes Highlight werden; auch weil die Etappe im UNESCO-Weltkulturerbe Kotor endet.

Wir starten also in Virpazar und auf den nächsten 25 Kilometern kann sich jeder an’s neue Gerät gewöhnen, denn die kurvenreiche Straße entlang des Skadarsees führt uns durch eine sehr abgelegene und folglich verkehrsarme Gegend. Die Ausblicke auf das großteils mit Seerosen bedeckte Naturparadies Skadarsee sind beeindruckend.

Unser Reiseleiter ist ja für Umwege, Zusatzschleifen und sonstige, kurzfristige „Exkursionen“ durchaus bekannt. Und so folgen bei Rijeka Crnojevića die ersten Bonus-Kilometer. Einhundert Höhenmeter inklusive, denn wir fahren auf einen Aussichtspunkt, wo man den vermutlich bekanntesten Flussverlauf des Balkans wunderbar überblicken kann. Oben angekommen genießen wir den – zugegebenermaßen – großartigen Ausblick auf die 180-Grad-Flussschleife. OK, dieser Abstecher war tatsächlich berechtigt …

Ob es sich dabei um den Skadarsee oder bereits um einen Seezulauf handelt, lässt sich nicht vollends eruieren. In Wirklichkeit ist das aber egal, die grandiose Naturlandschaft des Skadarsees ist einfach beeindruckend. Ein erstes Highlight dieser Reise!

Spektakuläres Panorama am Jezerski Vrh

Wir sind wieder zurück in Rijeka Crnojevića und nun wartet der erste lange Anstieg. Ziel ist nämlich der Jezerski Vrh mit 1.657 Metern. Nachdem wir uns nur geringfügig über Meeresniveau befinden, wird uns der folgende Streckenabschnitt etwas länger beschäftigen.

Die Stadt Cetinje auf knapp 700 Metern ist unser erstes Zwischenziel, denn in der Fußgängerzone dieser belebten Stadt speisen wir vorzüglich. Danach folgen wir der Straße durch den Nationalpark Lovćen. Kurvenreich und mit eher gemäßigten Steigungsprozenten führt uns die Straße in eine immer alpiner werdende Region.

Am folgenden Bild ist unser Ziel bereits in Sicht – der Jezerski Vrh mit dem Njegoš-Mausoleum:

Auf ca. 1.360 Metern erreichen wir die Abzweigung bzw. die Stichstraße zum Jezerski Vrh. Nachdem keine Einsprüche oder „ich fahr da nicht rauf“-Meldungen zu hören sind (oder haben wir sie überhört?), nehmen wir alle ohne zögern „Ergänzung“ Nummer zwei in Angriff. Mit einem „na das gefällt mir“ lobt unser Reiseleiter die Moral der Truppe. Danke, zumindest am ersten Tag folgen alle ganz artig der Herde – außer Radkollege Michael B., der fuhr am Berg voraus und (leider) auch an der Abzweigung vorbei …

Die nun doch etwas steiler werdende Bergstraße endet bei einem kleinen Parkplatz auf 1.565 Metern. Ab hier sind die letzten rund 90 Höhenmeter zum Gipfel über Stufen, die teilweise in einem Tunnel verlaufen, zu bewältigen.

Das folgende erste Bild zeigt die Treppen vom Parkplatz, das zweite Bild ist am Tunneleingang mit Blick zurück aufgenommen.

Dieser Umstand mag ja schon einigermaßen außergewöhnlich sein, aber wirklich spektakulär wird es erst, als wir den Tunnel verlassen: Es folgt ein befestigter Weg, der dem Verlauf des Gipfelgrates folgt und die Ausblicke sind natürlich genial. Nahezu skurril ist zudem das am Grat erbaute Mausoleum des ehemaligen Dichters und Fürstbischofes von Montenegro Petar II. Petrović Njegoš (1813 – 1851), der sich vor allem als Modernisierer der staatlichen Institutionen Montenegros einen Namen gemacht hatte. Die Huldigung dieses Herrn „gipfelte“ quasi am Jezerski Vrh, wo er seine Ruhestätte hat.

Wir durchschreiten das Mausoleum und der Weg führt danach weiter am Berggrat entlang bis dieser an einem Aussichtspunkt endet. Eine knappe halbe Stunde genießen wir bei angenehmen Temperaturen und Windstille diesen einzigartigen Platz und vor allem den Ausblick in alle Himmelsrichtungen. Es heißt nicht umsonst, dass einem hier oben Montenegro scheinbar zu Füßen liegt.

Übrigens: Als wir uns zu folgendem Gruppenfoto sortieren, hören wir ein „Moment, ich bin auch noch da“. Das kam von unserem kurzfristig verloren gegangenen Sportsfreund Michael, der plötzlich auch hier oben auftauchte …

Herrliche Abfahrt in die Bucht von Kotor

Der Verlauf der bisherigen Tour war bereits großartig, aber ein absolutes Highlight wartet mit der Bucht von Kotor noch auf uns. Von rund 1.400 Metern Höhe fahren wir durch insgesamt 23 Kehren in die fjordartige Bucht hinunter. Die flache Abendsonne und das überwiegend geringe Gefälle der teilweise sehr engen Straße machen diese Abfahrt zu einem einmaligen Erlebnis und sind der krönende Abschluss eines fantastischen ersten Radtages.

Mehr Fotos von der kehrenreichen Straße, die in die Bucht von Kotor führt, gibt es im Bericht vom zweiten Radtag zu sehen, denn die Lichtverhältnisse während der Abfahrt waren für’s Fotografieren etwas schwierig.

Nächtliches Sightseeing in Kotor

Unser Radtag endet direkt in der Altstadt von Kotor, wo sich nämlich unser Quartier befindet. Eine Altstadt, die mit ihrer besonderen Lage nicht umsonst seit 1979 zum UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe zählt. Somit flanieren wir nach einem sehr guten Abendessen durch die engen Gassen dieser wirklich sehenswerten Stadt. Und einen nicht zu unterschätzenden Vorteil hat nächtliches Sightseeing in Kotor ebenfalls: Wir sind fast alleine unterwegs – ohne tausender Kreuzfahrtschiff-Touristen, die tagein, tagaus die Altstadt überschwemmen.

Mit einem letzten Getränk in einer Bar lassen wir diesen grandiosen ersten Tag ausklingen. Besser kann’s eigentlich nicht mehr werden – aber wir lassen uns gerne überraschen …