4. Etappe, 24.9.2018: Heute wartet laut Ausschreibung der „Radreise nach Andalusien“ kein „echter“ Berg auf uns. Dafür eine geplante Kaffeepause in Alhama de Granada und dann folgen die berühmten weißen Dörfer Andalusiens. Hört sich nach genug Einkehrmöglichkeiten an, zudem stehen „nur“ 110 Kilometer am Plan. Man könnte ja fast meinen, dass es heute relativ locker zur Sache gehen wird. Sehr verdächtig, das wäre ja fast eine Premiere. Zwei Müsliriegel finden dann trotzdem ihren Weg in die Trikottasche. Zur Sicherheit.
Auf geht’s nach Alhama de Granada
Mit Blick über den Bermejales-Stausee starten wir in diese Etappe. Gemütlich spulen wir die ersten 30 Kilometer ab. Bei sehr angenehmen Temperaturen um die 25° C rollt es zudem ziemlich gut und so finden wir uns recht schnell in den Gassen der Kleinstadt Alhama de Granada wieder. Nachdem wir der mächtigen Iglesia (= Kirche) de la Encarnación die Ehre erwiesen haben (ja, ja, der tägliche Kulturauftrag muss erfüllt werden), genehmigen wir uns auf der Plaza Constitucion Kaffee und frischgepressten Orangensaft. Uns geht’s gut …
Irgendwann brechen wir dann doch auf und verlassen das schöne Alhama de Granada. Über das 900 Meter hoch gelegene Ventas de Zafaraya nehmen wir eine herrliche Abfahrt in Richtung Viñuela in Angriff. Leider bleibt es bei „in Richtung“ Viñuela, denn diesen Ort bekommen wir nicht zu Gesicht, auch wenn es unsere Ausschreibung so vorgesehen hat. Wir vertrauen stattdessen unserem GPS-Track, der uns aber unbedingt Alcaucin zeigen will.
Das Abenteuer Alcaucin
Tja, Alcaucin wird allen Teilnehmer dieser Tour noch länger ein Begriff sein. Denn schon die Nebenstraße, die uns nach Alcaucin führt, bietet einige böse Stiche. Zum Teil jenseits der 20 Prozent. Aber die sind noch relativ kurz und somit überschaubar.
Nach einer Stärkung in einem kleinen Lebensmittelgeschäft in Alcaucin, wird es aber auf den folgenden etwa zehn Kilometern wirklich „legendär“: Auf zum Teil sehr rau betonierten Verbindungsstraßen zu irgendwelchen abgelegenen Fincas geht es extrem steil bergab und – vor allem – noch steiler bergauf, was sogar sehr gute Bergfahrer zum Schieben zwingt. Die kurzen Schotterpassagen machen das Ganze noch delikater.
Jedenfalls erreichen wir nach diesem etwa einstündigen Intermezzo kurz vor Canillas de Aceituno wieder unsere Originalstrecke. Unser Guide und Reiseleiter hat offenbar so etwas wie Schuldgefühle und schmeißt gleich zwei Getränkerunden. Prost! Na dann ist ja alles wieder gut. Oder fast alles …
Was wäre eine Tour, ohne dass man sich zumindest einmal ordentlich verfährt?
Unser Guide zum Abenteuer Alcaucin. Hat er sich aber erst Wochen später zu sagen getraut …
Die weißen Dörfer Andalusiens
Das eigentliche Highlight dieser Etappe folgt aber jetzt: Die berühmten weißen Dörfer Andalusiens! Speziell hier an der Südseite der Sierra Tejeda sind diese Dörfer wie an einer Perlenschnur aufgefädelt. Egal ob Sedella, Canillas de Albaida, Cómpeta oder Frigiliana. Ein Dorf ist schöner als das andere. Radfahren auf dieser Höhenstraße ist einfach ein Traum! Aber ganz „gratis“ gibt es diese Schönheiten auch nicht. Speziell in Canillas de Albaida stellt sich der Asphalt neuerlich wie eine Wand auf und fordert von so manchen von uns die letzten Reserven.
Wenn es bergauf geht, dann auch wieder bergab. Und so halten wir während der letzten Abfahrt dieses Tages auf einem unscheinbaren Schotterparkplatz an. Ein kurzer Stopp, der uns dank der tiefstehenden Abendsonne den folgenden fantastischen Blick auf unser Etappenziel Frigiliana gewährt:
Ein letzter großartiger Moment eines sehr speziellen Radtages, der uns wegen der beeindruckenden Landschaft und wegen des Abenteuers „Alcaucin“ noch lange in Erinnerung bleiben wird.
› Zur nächsten Etappe „Die Mauer von Albuñuelas“.