3. Etappe, 23.9.2018: Heute wartet der Collado de los Poyos del Pescado. In der Kurzform als Puerto de la Cabra oder unter Einheimischen angeblich auch nur als „Cabra“ bezeichnet. Zwar nur 1.274 Meter hoch, aber es soll eine der schönsten Bergstraßen in ganz Andalusien sein. Deshalb war von Anfang an klar, dass unsere Radreise nach Andalusien auch über die sensationelle Cabra führen muss.
Los geht es in Trevélez. Die weißen Häuser des Schinkendorfs, darüber der blitzblaue Himmel – welch ein Farbkontrast beim Start in die dritte Radetappe! Noch dazu rauschen wir auf den kommenden ca. 40 Kilometern fast nur bergab und passieren dabei einige der wunderschönen weißen Dörfer. Das alles bei sehr angenehmen Temperaturen. Was will man da noch mehr?
Tja, geht da noch mehr? Zum Beispiel einen Kaffee mit Mehlspeise, weil das „geht“ immer. Und deshalb genehmigen wir uns ein zweites Frühstück in der schmucken Kleinstadt Orgiva. Noch dazu wo wir ja schon 45 Kilometer am Tacho stehen haben; wenn auch fast nur bergab.
Nach diesem Zwischenstopp in Orgiva geht es weiter Richtung Meer. Kurz vor Salobrena beginnt dann der Ernst des heutigen Tages: Es folgt der lange Anstieg auf den 1.274 Meter hohen Puerto de la Cabra.
Über einen der schönsten Pässe Andalusiens
Zuerst fahren wir in der Mittagshitze durch etliche Gemüsefelder hinauf nach Itrabo, wo nach dieser Ortschaft (unnötigerweise) eine Abfahrt von etwa 200 Höhenmetern folgt. Etwas bitter, wenn man eigentlich bergauf fahren soll …
Nach einer Stärkung in Otivar beginnt dann der eigentliche Anstieg, der gleich nach der Ortschaft sehr kehrenreich nach oben führt. Von Gemüseanbau ist hier keine Rede mehr. Vielmehr durchfahren wir eine sehr alpine Landschaft, die vor allem in den Gipfelregionen etliche steile Felswände und Grate aufweist. Die Gegend ist eigentlich hier schon großartig, noch wissen wir nicht, was noch folgen sollte.
Denn ab ca. 1.000 Metern wechselt das Landschaftsbild nochmals. Vor allem dieser letzte Abschnitt ist sehr beeindruckend und spätestens jetzt wissen wir, warum die Bergstraße über die Cabra tatsächlich etwas Besonderes ist. Die grüne Vegetation hat hier eher das Nachsehen, dominierend ist das Kalkgestein und somit durchfahren wir eine stark verkarstete Landschaft. Fast drängt sich die Frage auf, warum man hier überhaupt auf die Idee gekommen ist, eine Straße anzulegen.
Das zweite Gesicht der Cabra
Eine Passstraße gibt es hier wahrscheinlich auch deshalb, weil sich die Nordseite der Cabra komplett konträr zum Südanstieg zeigt: Hier finden wir plötzlich eine weite, fast steppenartige Hochebene vor. Von Felsen keine Spur, die Abfahrt ist sogar auf der „flachen Seite“, Kehren sind Fehlanzeige.
Etwa 25 Kilometer später erreichen wir unser Etappenziel. Mit Blick auf den Bermejales-Stausee stoßen wir mit isotonischen Gerstensaftgetränken auf eine sensationelle Radetappe an. Die Cabra ist wirklich großartig; dieses Bergstraße muss man einfach gefahren sein!
› Zur nächsten Etappe „Entlang der weißen Dörfer“.