Pyramidenkogel

Saisonabschluss 2020 am Faaker See

Inhalt:

› Von Montenegro nach Kärnten
› Pyramidenkogel und Wörther See
› Königsetappe in die Julischen Alpen
› Eine Runde um den Faaker See
› Alpe-Adria-Radweg und Wanderung Bertahütte
› Winterexpedition auf den Großen Speikkogel (2.120 m)

Von Montenegro nach Kärnten

Die Vorbereitungen begannen im Oktober 2019, dann kam das Corona-Jahr 2020 und Abstandhalten galt somit auch für unsere für September 2020 geplante Radreise nach Montenegro.

„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!“

Wilhelm Busch (1832 – 1908)

Kurzfristig haben wir deshalb einen Plan B auf die Beine (bzw. Räder) gestellt und zu einigen Rennradtagen in den Süden Kärntens geladen. Das südlich der Alpen liegende Kärnten sollte uns – mit etwas Glück – mit angenehmen und sonnigen Herbstwetter empfangen. So der Plan, der grundsätzlich auch funktionierte. Denn herrliches Herbstwetter gab es im September in fast ganz Österreich, zumindest die ersten drei September-Wochen. In September-Woche vier missachtete dann eine Schlechtwetterfront alle Abstandsregeln zu Österreich und brachte sogar Schneefall bis etwa 1.000 Meter. Schlecht für uns, denn da reisten wir zum Rennradfahren nach Kärnten, genauer gesagt an den Faaker See. Und somit sind wir wieder bei Wilhelm Busch’s Zitat …


Pyramidenkogel und Wörther See

Mittwoch, 23.9.2020: Der erste Tag verlief eigentlich sehr positiv. Positiv war zunächst, dass sich alle Fahrgemeinschaften – trotz unterschiedlicher Anreisestrategien – ziemlich zeitgleich zum ersten Treffpunkt einfanden. Nämlich im Brauereikeller eines Kärntner Biererzeugers (wir wollen hier ja keine Werbung betreiben) zum Mittagessen. Nachdem wir den Ort Hirt (upps …) verlassen hatten, reisten wir nach Latschach am Faaker See und bezogen im Erlebnishotel Pirker unsere Zimmer.

Weiters positiv: Das Wetter. Deshalb starteten wir am frühen Nachmittag zu einer ca. 80 Kilometer langen (oder kurzen?) Runde an den Wörther See inklusive Pyramidenkogel, denn ein paar Höhenmeter sollten ja auch zusammenkommen. Die Auffahrt auf ebendiesen stellte sich dann als durchaus seriöse Herausforderung dar, denn die teilweise sehr steilen Abschnitte brachten ordentlich Zug auf die Fahrradketten. Oben angelangt, genossen wir den Weitblick über die Kärntner Landschaft und auf den uns zu Füßen liegenden Wörther See. Beeindruckend ist natürlich auch der Aussichtsturm mit seinen elliptisch angeordneten Holzstützen, die übrigens von einer Pielachtaler Holzbaufirma produziert wurden.

Nach einer Kaffee-und-Kuchen-Einkehr in Reifnitz radelten wir entlang des Wörther Sees nach Velden und weiter Richtung Faaker See. Hier war’s dann mit „positiv“ eher vorbei, denn die letzten zehn Kilometer absolvierten wir bei leichtem Regen und auf nassen Straßen. Aber alles kein Problem, dass wir bereits vor dem Duschen nass werden würden, mit dem war fast zu rechnen.


Königsetappe in die Julischen Alpen

Donnerstag, 24.9.2020: Laut Wetterbericht sollte dies der vorerst letzte gute Herbsttag mit brauchbarem Radwetter werden. Deshalb fiel die Entscheidung sehr schnell und übereinstimmend, dass wir diesen Tag für die Dreiländertour nützen sollten. Also Predilpass, dann die Option der Mangart, über Vršič-Pass und Wurzenpass heimwärts.

Top motiviert radelten wir also Richtung Tarvis und nahmen danach die erste Hürde, den Predil mit 1.156 Metern. Karl und Alois gingen hier etwas gemütlicher zu Werke, denn sie ließen die Option „Mangart“ aus – warum, konnte bis heute nicht geklärt werden …

Der Rest der Truppe bog rund einen Kilometer nach dem Predilpass auf die elf Kilometer lange Stichstraße auf den Mangartsattel ab. Alles andere als leicht, denn knapp 1.000 Höhenmeter sind auf der höchst gelegenen Alpenstraße Sloweniens zu bewältigen.

Mystischer Mangart

Leider spielte das Wetter während der Auffahrt nicht ganz mit: Vom Süden her stauten sich die Wolken an diesem Bergmassiv und so konnten wir das überragende Panorama der Julischen Alpen nur teilweise erahnen. Die nebelartigen Umstände, einige Naturtunnels und die schmale, verwinkelte Straße machten die Auffahrt dann doch irgendwie zu etwas Besonderem.

Belohnt wurden wir dann doch. Auf den letzten drei Kilometern bzw. ab einer Höhe von etwa 1.750 Metern ließen wir die Wolken großteils unter uns und so konnten wir die gewaltige Felsszenerie der Julischen Alpen bewundern. Ein Blick auf den 2.679 Meter hohen Mangart war uns wegen einer Wolkenbank am Gipfel aber leider nicht vergönnt. Stattdessen konnten wir vom 2.055 m hohen Mangartsattel einen beeindruckenden Tiefblick auf die Weißenfelser Seen (Laghi di Fusine) werfen, die ca. 1.100 Meter tiefer auf italienischer Seite liegen.

Wegen der kühlen Temperaturen von ca. acht Grad verweilten wir am Mangartsattel nicht allzu lange und starteten in die lange Abfahrt. Winterradbekleidung wäre hier angebracht gewesen, die lag aber daheim im Kasten. Ein paar Fotos von der kalten Abfahrt gibt’s trotzdem …

Der Autor dieser Zeilen erreichte dann als letzter wieder die Predilstraße, also den Ausgangspunkt der Stichstraße, und befürchtete schon, dass einige Radkollegen einen „Patschen“ haben könnten, weil sie an ihren Felgen hantierten. Zumindest sah das aus 50, 60 Metern Entfernung so aus. Tatsächlich wärmten sich einige ihre Fingern an den warmen Felgen ihrer Räder …

Die Abfahrt war aber immer noch nicht zu Ende, denn wir folgten der Straße bis Bovec, das auf 434 Metern liegt, und bogen hier zum Vršič-Pass ab. Dieser liegt auf 1.611 Metern Höhe – es wartete also ein langer, schwieriger Anstieg auf uns.

Zunächst radelten wir nur leicht ansteigend der berühmten Soča entlang. Ein Fluss, der mit seinem kristallklaren und türkisblau schimmernden Wasser ein besonderes Naturjuwel ist.

Vršič – eine zähe Angelegenheit

Kurz vor Trenta nahmen wir die Möglichkeit einer kurzen Einkehr wahr, denn der folgende Vršič-Pass ist von seiner Südseite aus eine zähe Angelegenheit. Die durchschnittliche Steigung für die 990 Höhenmeter beträgt zwar nur 7,7 Prozent – da ist aber auch ein Flachstück enthalten! Und dann war zu Beginn noch dieses Schild mit der Zahl „51“. Das stand in der ersten zu durchfahrenden Kehre und somit war jedem klar, dass es jetzt ernst werden wird.

Die Straße über den Vršič ist also nicht umsonst Sloweniens höchster asphaltierter Gebirgsübergang. Der Himmel präsentierte sich mittlerweile stark bewölkt, die umliegenden Berge waren daher nur teilweise zu erahnen. Autos passierten uns eher selten und somit war es eine lange, monotone Auffahrt. Jeder fuhr sein eigenes Tempo und kämpfte sich durch die Kehren der Passhöhe entgegen.

Irgendwann waren wir alle oben. Das Wetter auf 1.611 Metern Höhe war bescheiden: kalt und windig. Somit verweilten wir nur kurz an der Passhöhe und nahmen rasch die Abfahrt in Angriff. Selbst diese ist nicht ganz einfach, denn das Kopfsteinpflaster in all den Kehren der Nordseite ist beim Bergabfahren etwas lästig.

In Kranjska Gora angekommen nahmen wir mit dem Wurzenpass gleich die letzte Herausforderung des Tages in Angriff. Dieser ist von der slowenischen Seite mit 230 Höhenmetern dem Grunde nach einfach zu fahren. Wenn man aber so wie wir schon 3.000 Höhenmeter in den Beinen hat, dann sieht die Sache etwas anders aus …

„Irgendwie“ haben wir es alle geschafft. Nicht nur den Wurzenpass, sondern auch die letzten 10 bis 15 Kilometer bis in unser Quartier, wo wir mit einer Getränkerunde auf eine großartige, wenn auch sehr anstrengende Tour angestoßen haben.


Eine Runde um den Faaker See

Freitag, 25.9.2020: Der Wetterbericht für den heutigen Tag ließ schon an den Tagen zuvor keine Zweifel übrig, von irgendwelchen neuerlichen Heldentaten auf zwei Rädern ganz zu schweigen: Starker Dauerregen über Nacht, leichter Regen am Morgen und Temperaturen um 10 °C. Da durfte das Frühstück schon in Überlänge ausfallen.

Ein Alternativprogramm war mit einer Wanderung um den Faaker See schnell gefunden. Und so mancher von uns dürfte in Anbetracht der gestrigen Marathon-Tour über den radfreien Tag gar nicht so unglücklich gewesen sein.

So war’s letztendlich eine ganz nette, vor allem entspannte Wanderung. Über Egg, Drobollach und Faak am See marschierten wir wieder zurück nach Latschach. Einen kräftigen Schütter zwischendurch nahmen wir als Anlass, uns den Köstlichkeiten der Kärntner Küche hinzugeben.

Nach der Ankunft in unserem Hotel in Latschach folgte für die meisten von uns ein Saunagang. Ein weiterer Gang führte uns am Abend zu einem Wirten, dieses Mal zum „Dorfwirt“ von Latschach.


Alpe-Adria-Radweg und Wanderung Bertahütte

Samstag, 26.9.2020: Die Wetterprognosen für Samstag waren besser als am Tag zuvor. Am Morgen des 26.9. war dies auch tatsächlich so der Fall, die nächtlichen Wolkenbrüche waren vorbei, die Sonne blinzelte teilweise schon hervor und die tiefhängenden Restwolken sollten sich demnächst auflösen. Eigentlich perfekt. „Perfekt“ für Freizeitaktivitäten im ersten Schnee, denn der Blick vom Frühstückstisch bot uns einen Blick auf die ab ca. 1.000 Meter Höhe schneebedeckten Karawanken. Und vom Frühstückstisch bis zur Schneegrenze fehlten uns nur ca. 400 Höhenmeter.

Sollte also der nächste Wandertag folgen? Karl Kendler war schneller, denn er meinte, dass er per Rad vom Quartier aus nach Arnoldstein und dann weiter am Alpe-Adria-Radweg im Kanaltal Richtung Udine fahren wolle. Die Begeisterungsstürme infolge einstelliger Temperaturen und stets leicht bergab führender Strecke waren endend wollend, einzig Alois Kattner meldete sich als Begleiter. Karl und Alois ließen sich davon nicht beeindrucken und starteten trotzdem zu einer Radtour. Sie erreichten zwar nicht Udine, aber Gemona del Friuli ist auch aller Ehren wert. Wie die folgenden Bilder zeigen, war das Wetter in Friaul überwiegend sonnig. Kühl war’s trotzdem …

Der Rest der Truppe folgte dem Vorschlag von Gerhard Trimmel, eine Wanderung zur Bertahütte am Fuße des 2.143 Meter hohen Mittagskogels zu unternehmen. Nachdem die Hütte auf 1.567 Metern Höhe liegt, bedeutete dies eine Bergtour im ersten Schnee des Herbstes, was die Angelegenheit zusätzlich interessant machte. „Interessant“ und vor allem sehenswert sind auch die Bilder dieser Wanderung:

Rennradrunde um den Faaker See

Am späten Nachmittag erreichten die Wanderer wieder ihre Unterkunft und nachdem das Wetter immer besser wurde, starteten einige noch zu einer kurzen Radtour um den Faaker See:


Winterexpedition auf den Großen Speikkogel (2.120 m)

Sonntag, 27.9.2020: Heute stand primär die Heimreise am Programm. Nachdem die Temperaturen auch an diesem Tag sehr frisch waren, gab es keine ernsthaften Ambitionen, vor Ort noch eine kurze Rennradrunde zu drehen.

Gerhard Trimmel hatte während des Frühstücks, wie an den zwei Tagen zuvor, wieder einen Vorschlag für die Freizeitgestaltung parat. Dieses Mal keine Wanderung, sondern während der Heimfahrt eine Radtour auf den Großen Speikkogel bei Wolfsberg zu unternehmen – die Begeisterung hielt sich (auch wegen der wieder sehr kühlen Temperaturen) in Grenzen. Einzig Wolfgang Aigelsreiter „musste“ mit, denn er bildete eine PKW-Fahrgemeinschaft mit Gerhard. Aber Wolfgang ist radmäßig kein Kind von Traurigkeit, somit passte das eh ganz gut …

Der große Unbekannte

Wer sich jetzt fragt „Speikkogel wie bitte?“, dem sei hier höflich mitgeteilt, dass die Auffahrt auf den Großen Speikkogel, dem Gipfel der Koralpe, eine der schwierigsten Bergstraßen in Österreich ist. Alleine die „technischen“ Daten von 15,4 Kilometer Anstieg und 1.670 Höhenmeter sind beachtlich, noch dazu, wo auch ein etwas flacherer Abschnitt enthalten ist. Also wenn’s bergauf geht, dann ganz klar im zweistelligen Prozentbereich.

Zusätzlich brisant war die Wettersituation der vergangenen Tage. Es war natürlich schon vorher klar, dass sich die Koralpe winterlich präsentieren wird. Und bei der Anfahrt über die Autobahn war die Koralpe schon von Weitem zu sehen. Als weißer Riese …

Schau’n wir mal, wie weit’s geht …

Unter diesem Motto starteten wir von Maildorf bei Wolfsberg in den Anstieg. Bereits kurz nach Maildorf hebt die Straße mächtig an und führt mit konstanten 10 bis 15 Steigungsprozenten bis auf eine Höhe von ca. 1.600 Metern. Hier wird es kurzfristig flacher und man passiert die Talstation des Skigebietes Koralpe. Dank des Tauwetters am Vortag und der ca. fünf Plusgrade war die Straße bis hierher einwandfrei zu befahren, lediglich das abfließende Schmelzwasser sorgt für teilweise nasse Verhältnisse – die Schneegrenze war also längst erreicht.

Nun wurde es spannend, denn die offizielle, zweispurige Straße endet bei der Talstation des Skigebiets auf etwa 1.600 Metern Höhe und wir wechselten für die restlichen 500 Höhenmeter auf eine schmale Privatstraße.

„Schau Mama, da sind Radfahrer!“

Eine etwas skurrile Situation bot sich uns auf den ersten hundert Metern dieser Straße, die einen Skihang hinaufführt: Wir waren den bob- und schlittenfahrenden Kindern zahlenmäßig unterlegen. Glücklicherweise war aber die Straße selbst großteils schneefrei, lediglich einige Schneeverwehungen konnten wir nur zu Fuß passieren.

Für die letzten 300 Höhenmeter wechselt die Straße auf die Westseite der Koralpe und führt durch baumloses Gelände dem Gipfel entgegen. Das grüne Lavanttal unter uns und die wegen des Windes schnell ziehenden Wolken boten ein einmaliges Bild. Eine Szenerie, die man per Rad nur ganz selten erleben kann. Auch wenn wir noch zwei, drei Mal wegen Schneeverwehungen vom Rad mussten, war klar, dass wir jetzt nicht mehr umkehren würden.

So erreichten wir wenig später auch die zwei Radaranlagen des Bundesheeres sowie der Austro Control und somit den Gipfel der Koralpe auf 2.120 Metern Höhe. Umziehen bzw. alles an G’wand anziehen, was sich im Rucksack befand und ein schnelles Gipfelfoto, war die Devise. Mit kalten Fingern und einer bewusst defensiven, kontrollierten Fahrweise nahmen wir die Abfahrt in Angriff.

Bei der Talstation der Skilifte auf etwa 1.600 Metern Höhe nutzen wir ein geöffnetes Bistro zum Auftauen. Die restlichen 1.200 Höhenmeter Abfahrt auf breiter Straße waren zwar auch kühl, aber kein großes Problem mehr.

Auch wenn die Fotos die Stimmung ganz gut wiedergeben können, sei sehr wohl auch angemerkt, dass es – abgesehen von den Steigungsprozenten – wegen des Windes und der nur wenigen Plusgrade alles andere als eine Spazierfahrt war. Ohne die einigermaßen wärmenden Sonnenstrahlen hätten wir während der Auffahrt schon vor der Talstation der Skilifte umdrehen müssen.

Mit den Eindrücken dieser besonderen Radtour starteten auch wir unsere Heimfahrt. Unsere lieben Radkollegen saßen derweil schon beim feinen Essen in einem bekannten Restaurant am Pogusch. Naja, man kann nicht alles haben …